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Kurzgeschichten

Das Treffen
Vor kurzem traf ich einen Bekannten, der wohlbekannt und angesehen ist. Als ich ihm ins Gesicht blickte, sah ich erschreckt Linien wie Würmer, die sich um Augen, Nase und Mund wanden, und die ihn schrecklich verstorben aussehen ließen.
Mir geht es nicht gut, sagte er mit zerquältem Angesicht, als er meinen Blick gewahrte und als ich ihn frug, wieso es ihm nicht gut gehe, antwortete er: Ich bin bekannt wie der Adler unter den Mäusen und überallhin werde ich geladen, viele Türen werden für mich geöffnet und jedermann, der mich sieht, betrachtet es als Ehre, meine Hand zu drücken. Vom vielen Drücken jedoch wurde ich sensibler, empfindsamer als gewöhnliche Menschen und der Druck auf die Hand übertrug sich auf das Gehirn, es ist, als würde mein Hirn bei jedem Händedruck zwischen zwei Wände gepreßt und je mehr Menschen mich grüßen, um so stärker wird auch der Druck, ja, schon der nächste Druck kann mich töten.
Da ergriff ich seine Hand und drückte sie fest, bis er mit aufgerissenen Augen zusammenbrach. Warum haben sie das getan? schrie eine Frau, die, nebenstehend, die Erzählung belauscht haben mußte, und schaute mich wild an. Zu arm, zu arm! antwortete ich und wandte mich mit dem leichten Schwung, der dem Landstreicher eigen ist, ab.

M.Trapp